Die Trennung des Verhaltens von seiner ursprünglichen Quelle

Das Bewusstsein projiziert die Wahrnehmung der Gegenwart in die Zukunft. Auf diese Weise bildet es mögliche Versionen zukünftiger Entwicklungen, um sie auf Übereinstimmung mit seinen Interessen hin zu bewerten. Von einigen dieser Zukunftsprojektionen fühlt es sich ganz besonders angezogen und schenkt ihnen seine Aufmerksamkeit:

  1. Die Aufmerksamkeit lenkt den nicht-gesetzmäßigen Verhaltensanteil der Materie in Richtung der Vorstellung, auf die sie fokussiert ist.
  2. Wird der nicht-gesetzmäßigen Verhaltensanteil der Materie von der Aufmerksamkeit wiederholt in die gleiche Richtung gelenkt, dann verändert sich die Materie so, dass das nicht-gesetzmäßige Verhalten zu einem gesetzmäßigen Verhalten der Materie wird.
  3. Dadurch wird Bewusstseinsenergie frei und kann genutzt werden, um das nicht-gesetzmäßige Verhalten der Materie noch näher an die Zukunftsprojektion heranzulenken.

Das ist die Grundlage jeglicher Form von materieller Entwicklung. Sie versetzt das Bewusstsein in die Lage, Zustände zu erreichen, die zunächst noch nicht erreichbar sind. Das Bewusstsein strebt über das Raster existierender Gesetzmäßigkeiten hinaus, um aus nicht-gesetzmäßigem Verhalten gesetzmäßiges Verhalten neu zu erschaffen.

Der Verstand hat das Bewusstsein und seine Wirkung auf die Materie zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht erkannt. Es ist nicht Teil seines rationalen Modells der Realität. Deshalb reduziert er Verhalten auf das, was durch die Anwendung ihm bekannter Gesetzmäßigkeiten erreichbar ist.

Wenn sich das Bewusstsein von einem Zustand angezogen fühlt, dann erstellt der Verstand seine eigene Zukunftsprojektion dazu, weil er den Anspruch hat, das Verhalten rational zu steuern. Ist der angestrebte Zustand mit den rationalen Mitteln des Verstandes nicht erreichbar, fällt die Zukunftsprojektion des Verstandes negativ aus. Sie zeigt, wie der Versuch, den Zustand zu erreichen, scheitern wird. Daraus ergeben sich folgende Konsequenzen:

  • Die Aufmerksamkeit wird vom eigentlich angestrebten Zustand auf die negative Zukunftsprojektion des Verstandes umgelenkt.
  • Der Verstand trifft die Entscheidung, der vom Bewusstsein angestrebten Zukunftsprojektion keine weitere Aufmerksamkeit zu schenken.

So trennt der Verstand das Verhalten von seiner ursprünglichen Quelle.

Die ursprüngliche Quelle des Verhaltens ist die Anziehungskraft, welche bestimmte Zukunftsprojektionen - die Absichten - auf das Bewusstsein ausüben. Diese Anziehungskraft ist im energetischen Sinne ein Potential. Dem Potential zu folgen bedeutet für das Bewusstsein Erfüllung.

Ich bezeichne dieses Potential als natürliches Potential in Abgrenzung zu dem vom Verstand künstlich erzeugten rationalen Potential (dazu gleich mehr in den nächsten Kapiteln).

Erfüllung ist das zentralste und wichtigste von der Psyche angestrebte Ziel. Es ist die grundlegende Aufgabe der Psyche, ein Verhalten hervorzubringen, das die Erfüllung des natürlichen Potentials bewirkt!

Die Erfüllung des natürlichen Potentials ist die wichtigste Grundbedingung eines gesunden psychischen Gleichgewichts.

Das Bewusstsein ist eine Energie, die nach Erfüllung strebt. Jede Energie tut das. Sie folgt ihrem Potential irgendwie und immer über alle Hindernisse hinweg und durch alle Blockaden hindurch. Wenn der Verstand die Erfüllung des natürlichen Potentials verhindert, sucht sich die Energie andere Wege. Dabei gerät das "System Mensch" auf vielfache Weise aus dem Gleichgewicht. Die Folge sind Sucht, Depression, Übergewicht und ADHS:

  • Depression ist weder eine psychische Fehlfunktion noch eine Krankheit, sondern eine ganz natürliche emotionale Reaktion auf die Nicht-Erfüllung des natürlichen Potentials.
  • ADHS ist ein unkontrolliertes Ausbrechen von nicht eingesetzter Bewusstseinsenergie, wie wenn Dampf aus einem Kessel mit Überdruck durch einen Riss entweicht. (Gleiches gilt auch für manisches Verhalten und Amokläufe.)
  • Die Psyche sucht sich leicht erreichbare körperliche und geistige Freuden als Ersatzbefriedigung für das unerfüllte natürliche Potential. So entsteht Sucht. Sucht verschafft der Psyche einen "Ersatzkick" anstelle der echten Erfüllung. Wie jedes wiederholte Verhalten rutscht auch Sucht aus der Wahrnehmung heraus, weil die Materie dem Bewusstsein das Verhalten abnimmt. Der angestrebte Kick wird deshalb mit der Zeit schwächer wahrgenommen und muss, um das gleiche Maß an Ersatzerfüllung aufrechtzuerhalten, regelmäßig weiter erhöht werden. Darum läuft Sucht als Verhalten immer aus dem Ruder.
  • Essen ist eine natürliche und notwendige Körperfunktion, aber gleichzeitig eine jederzeit leicht erreichbare körperliche Freude. Essen ist das Suchtmittel Nummer 1. Sucht führt zu Übertreibung. So entsteht Übergewicht.

Die rationale Sicht betrachtet den menschlichen Körper als ein fehleranfälliges System, das einfach so rein zufällig lauter Fehlfunktionen hervorbringt, welche die Medizin dann reparieren muss. Tatsächlich ist der menschliche Körper ein selbst-regenerierendes System mit einer Zuverlässigkeit, die über das Vorstellungsvermögen des Verstandes unendlich weit hinausgeht. Die rationale Verhaltenskontrolle durch den Verstand gepaart mit einer unvollständigen Realitätswahrnehmung führen dazu, dass der Körper als System gewaltsam aus seinem Gleichgewicht gebracht wird. Anstatt aber die tatsächlichen Ursachen zu sehen, werden die Probleme mit Medikamenten und Therapien in andere Bereiche verschoben:

  • Nebenwirkungen von Medikamenten
  • eine "geheilte" Sucht, die unbemerkt durch eine neue Sucht ersetzt wird
  • eine "geheilte" Sucht, die von Depressionen abgelöst wird, weil Ersatzbefriedigung wegfällt, ohne dass echte Erfüllung an ihre Stelle tritt (z.B. Depression statt Kaffee trinken)
  • ADHS "transformiert" sich zu Sucht und/oder Depression

Aufputschmittel wie Koffein in Kaffee, Tee oder Schokolade spielen bei der Ersetzung des natürlichen Potentials durch rationales Potential eine zentrale Rolle, weil sie die Psyche in einen ähnlichen Zustand versetzen, wie es die Erfüllung des natürlichen Potentials tun würde.

Die Abkopplung des Verhaltens von seinem natürlichen Potential führt zu negativen evolutionären Entwicklungen. Die Mechanismen der Evolution können sich sowohl positiv als auch negativ auswirken:

Aus der Unerfülltheit des natürlichen Potentials entstehen Sucht, Depression und ADHS. Es handelt sich dabei um Verhalten, welches erst die Psyche und dann auch den Körper verändert. (Jedes wiederholte Verhalten wird gesetzmäßig, indem sich entsprechende materielle Strukturen herausbilden.) Wenn diese Veränderungen ein gewisses Ausmaß erreichen, werden sie genetisch verankert und an die Folgegeneration weitervererbt. Aus Sicht der Wissenschaft erscheint es dann so, als seien Sucht, Depression und ADHS genetisch bedingt bzw. als sei eine zufällige genetische Fehlbildung die "Ursache". Tatsächlich ist die Ursache aber ein Mangel an Erfüllung.

nächstes Kapitel: Negative Entwicklungen