Entwicklung

Der Verstand sieht sich selbst als der Motor menschlicher Entwicklung. Aus rationaler Sicht hat sich der Mensch so weit entwickelt, weil er einen Verstand hat. Und ohne Zweifel ist die auf dem Verstand basierende Entwicklung von Wissenschaft und Technologie eine große Errungenschaft.

Allerdings hat sich das Leben schon fast 4 Milliarden Jahre lang entwickelt, bevor es einen Verstand gab. Dass eine Entwicklung ohne seine Mitarbeit möglich war, erklärt der Verstand durch die Evolutionstheorie:

  • Zufällige genetische Mutationen führen zu zufälligen körperlichen Veränderungen.
  • Von diesen zufälligen körperlichen Veränderungen können langfristig nur die überleben, die optimal an Ihre Umwelt angepasst sind (natürliche Auslese).

Was bedeutet eigentlich Entwicklung?

Entwicklung ist die Erweiterung von Verhaltensmöglichkeiten: Durch Entwicklung werden mit dem Verhalten Zustände erreichbar, die vorher nicht erreichbar waren.

Genau genommen muss zwischen positiver und negativer Entwicklung unterschieden werden. Wenn einfach nur von Entwicklung die Rede ist, dann ist in der Regel eine positive Entwicklung gemeint:

  • positive Entwicklung: Erweiterung von Verhaltensmöglichkeiten: Es werden mit dem Verhalten Zustände erreichbar, die vorher nicht erreichbar waren.
  • negative Entwicklung: Einschränkung von Verhaltensmöglichkeiten: Es können mit dem Verhalten Zustände nicht mehr erreicht werden, die vorher mal erreichbar waren.

Machen wir ein Gedankenexperiment: Stellen wir uns vor, wir schreiben einen Text. Es könnte zum Beispiel ein Bewerbungsschreiben sein, das uns einen neuen Job und damit eine Erweiterung unserer Verhaltensmöglichkeiten bringen soll. Mitten in der Arbeit an diesem Text wechseln wir von gezielter Entwicklung zu zufälliger Entwicklung. Anstatt weiterzutippen, was wir uns überlegt haben, lassen wir die nächsten Zeichen durch einen Zufallsalgorithmus setzten. Wie wahrscheinlich ist es, dass diese zufällig gesetzten Zeichen eine positive Entwicklung unseres Textes repräsentieren - also dass sich der Text dadurch verbessert?

Bei einer zufälligen Veränderung ist die Wahrscheinlichkeit einer positiven Entwicklung erheblich geringer als die einer negativen Entwicklung!

In der Regel besteht ein Text aus einigen Tausend Zeichen. Damit zufällig ein ganzer Text entsteht, müssten sich viele zufällige positive Entwicklungsschritte aneinanderreihen. Eine sogenannte Normseite hat 1800 Zeichen. Wenn wir von 26 Buchstaben, 4 Umlauten und 8 Satzzeichen ausgehen, ist die Wahrscheinlichkeit dafür, dass rein zufällig ein ganz bestimmter einseitiger Text entsteht 1/38 hoch 1800. Diese Wahrscheinlichkeit ist so unvorstellbar winzig klein, dass ein solches Ereignis als vollkommen ausgeschlossen betrachtet werden kann.

Nun könnte man argumentieren, es muss ja nicht ein ganz bestimmter Text sein, sondern nur irgendein Text. Ja, aber es muss ein sinnvoller Text sein, denn schließlich sind der Mensch und die anderen Lebewesen nicht einfach beliebige Ansammlungen organischen Materials, sondern es sind perfekt funktionierende biologische Systeme.

Damit ein sinnvoller Text entsteht (auch wenn der Inhalt egal ist),

  • muss aus einer zufälligen Ansammlung von Buchstaben ein existierendes Wort entstehen (und das viele Male hintereinander)
  • es müssen mehrere Wörter aneinandergereiht werden, die zusammen einen Sinn ergeben,
  • die Wörter müssen in grammatikalisch richtiger Reihenfolge stehen
  • und die Satzzeichen müssen an den richtigen Stellen sitzen.

Und das alles zufällig! Es ist absolut unvorstellbar, dass eine zufällige Entwicklung einen sinnvollen Text hervorbringt. Würde man Texte zufällig entstehen lassen, um dann aus diesen Zufallsresultaten die sinnvollen auszuwählen, dann würde eine unvorstellbar gigantische Menge vollkommenen Kauderwelschs entstehen, ehe auch nur ein einziger sinnvoller Text dabei wäre. So ist es in der Evolution aber nicht.

Man kann dieses Gedankenexperiment mit jeder anderen menschlichen Entwicklung wiederholen:

  • Man kann sich vorstellen, die Baupläne eines Autos würden eine zufällige Veränderung erfahren. Wie wahrscheinlich ist es, dass diese zufällige Veränderung eine positive Entwicklung des Autos repräsentiert?
  • Man kann sich vorstellen, ein Softwareprogramm würde eine zufällige Veränderung erfahren. Wie wahrscheinlich ist es, dass diese zufällige Veränderung eine positive Entwicklung repräsentiert?

Und wie wahrscheinlich ist es, dass ein an sich schon unwahrscheinliches Ereignis, sich Millionen mal wiederholt?

Das Resultat ist immer das Gleiche. Warum sollte das, was für menschliche Entwicklungen gilt, bei der genetischen Information eines Lebewesens anders sein?

Zufällige Entwicklung ist so unwahrscheinlich, dass sie praktisch vollkommen ausgeschlossen werden kann!

Würden die genetischen Veränderungen, auf denen die Evolution basiert, tatsächlich zufällig geschehen, dann würden sehr wenige positive Entwicklungen mit einer riesigen gigantischen Menge an negativen Entwicklungen erkauft, die aussortiert werden müssten. Das ist aber in der Realität nicht der Fall.

Das bedeutet übrigens nicht, dass es keine zufälligen genetischen Mutationen gibt. Ja, es gibt zufällige genetische Mutationen. Sie sind nur nicht die Grundlage der Evolution! Das zeigt auch die menschliche Realität: Wenn der Mensch mit zufälligen genetischen Veränderungen konfrontiert ist, dann äußern sie sich überwiegend als Krankheit. Und eine Krankheit ist deshalb eine Krankheit, weil sie das Verhalten einschränkt (negative Entwicklung).

Immer wieder wird argumentiert: "Aber mir hat schon oft der Zufall bei Entwicklungen geholfen." Damit ist gemeint, dass ein scheinbar zufälliges Ereignis eine Entwicklung vorangebracht hat. Mit einer rein zufälligen Entwicklung hat das aber nichts zu tun, denn

  1. der Mensch ist nicht in der Lage festzustellen, ob das Ereignis tatsächlich zufällig eintrat und
  2. der Mensch als absichtlich handelndes Bewusstsein hat erkannt, dass das (scheinbar zufällige) Ereignis eine Relevanz für seine Entwicklung hat und es dann aktiv in seine Entwicklung integriert.
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